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(Aus: Die Geheimen Dakini-Lehren, Padmasambhavas mündliche Unterweisungen der Prinzessin Tsogyal, Vorwort von Tulku Orgyan, ISBN 3 -502-65125 -6)
Dakinis
Die vordergründige Bedeutung des Wortes Dakini ist "die sich im Himmelsraum fortbewegt", ein Wesen also, das nicht darauf angewiesen ist, auf der Erde zu gehen. Es gibt verschiedene Klassen von Dakinis: Weisheits-Dakinis, Dakinis der Aktivität und weltliche Dakinis. Die eigentliche Weisheits-Dakini ist der Aspekt der Leerheit des klaren Gewahrseins. Der Leerheitsaspekt jeder Wahrnehmung ist die weibliche Eigenschaft, während die Wahrnehmung selbst als die männliche Eigenschaft bezeichnet wird. Der Urgrund aller Dakinis ist die große Mutter des Dharmakaya.
Die männlichen Buddhas der drei Kayas sind Shakyamuni, Vajradhara und Samantabhadra. Der Urgrund aller männlichen Gottheiten ist der Dharmakaya-Buddha Samantabhadra, der Urgrund aller weiblichen Gottheiten dessen Gefährtin Samantabhadri. Samantabhadra ist die Basis der Wahrnehmung, Samantabhadri der Aspekt der Leerheit innerhalb der Wahrnehmung. Samantabhadri wird als der Urgrund aller Ausstrahlungskörper bezeichnet. Eine ihrer Ausstrahlungen ist der weibliche Buddha Prajnaparamita, die große Mutter des Dharmakaya. Vajra-Varahi ist eine Sambhogakaya-Ausstrahlung der Prajnaparamita, desgleichen auch die fünf weiblichen Buddhas Dhatvishvari, Mamaki, Buddhalochana, Pandaravasini und Samayatara, die die Gefährtinnen der fünf männlichen Buddhas sind. Die Nirmanakaya-Ausstrahlung der Prajnaparamita ist Arya-Tara. Dies sind also die Weisheits-Dakinis der drei Kayas.
Neben den Weisheits-Dakinis gibt es Dakinis, die zum Wohl aller Lebewesen erleuchtete Aktivitäten ausführen. Die Samaya-Dakinis überwachen das Einhalten der tantrischen Verpflichtungen, der Samayas. Eine andere Klasse von Dakinis lebt an den größeren und kleineren heiligen Stätten dieser Welt. Die größeren sind die Zweiunddreißig Heiligen Gegenden, die kleineren sind die 24 Heiligen Täler. Wenn man die Acht gesegneten Leichenstätten hinzuzählt, ergibt das die Vierundsechzig Heiligen Stätten, an denen die Vierundsechzig Dakas und Dakinis verweilen. Ihnen entsprechen auf einer subtilen Ebene die vierundsechzig Zentren unseres Körpers, in denen die gleiche Anzahl von Dakas und Dakinis als reine Essenz der Energiekanäle, Energien und vitalen Essenzen verweilen. Die Yogini Yeshe Tsogyal z.B. ist ebenfalls eine Ausstrahlung der Aryatara. Arya-Tara wiederum ist eine Emanation von Vajra-Varahi. Prajnaparamita und Samantabhadri sind der Urgrund aus dem Vajra-Varahi hervorgeht. Da Prajnaparamita und Samantabhadri vollkommene Buddhas sind, ist die Behauptung, daß ausschließlich Männer Buddhas werden können, unsinnig. Die fünf Aspekte der Vajra-Varahi sind ebenfalls vollkommen erleuchtete weibliche Buddhas. Arya-Tara erscheint zwar als ein Bodhisattva der zehnten Stufe, ist aber im Grunde ein vollkommen erwachter Buddha. Auch die acht weiblichen Bodhisattvas unter den zweiundvierzig friedlichen Gottheiten sind Buddhas. Das, was ein Wesen als männlich oder weiblich kennzeichnet, ist keineswegs endgültig. Die acht männlichen und acht weiblichen Bodhisattvas unter den friedlichen Gottheiten, die im Bardo erscheinen, sind ihrem Wesen nach identisch mit den acht Mamos und den acht Yoginis, die alle weibliche rasende Gottheiten sind. Männliche Buddhas können sich als weiblich und weibliche Buddhas als männlich manifestieren. Dakinis erscheinen in allen möglichen Gestalten und Formen, einige davon schockierend und abstoßend, um dualistisches Denken und irrige Wahrnehmung zu durchbrechen.
(Aus: Die Geheimen Dakini-Lehren, Padmasambhavas mündliche Unterweisungen der Prinzessin Tsogyal, Vorwort von Tulku Orgyan, ISBN 3 -502-65125 -6)
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